Vorsorge und operatives Spektrum
Erkrankungen des Knies
Krankheitsbilder
Wir wissen und hören immer wieder, dass Patienten mit einem verschleißbedigten Meniskusriss unzufrieden nach einer einfachen Kniearthroskopie sind. Dies kommt vor, da die Ursache der Schmerzen bei den meisten Patienten eine O-Beinstellung ist, mit vermehrter Belastung des inneren Kniekompartiments. Bei einer O-Bein-Fehlstellung kommt es also zu einer erhöhten Belastung der Kniegelenksinnenseite, analog führt eine X-Bein-Fehlstellung zu einer Mehrbelastung der Kniegelenksaußenseite.
Je größer die Fehlstellung, umso höher ist auch die Belastung.
Meniskus- und Knorpelschäden bis hin zur ausgeprägten Kniegelenksarthrose können die Folge sein. Eine Achskorrektur kann in vielen Fällen die Beschwerden verbessern, indem die Belastungsachse des Knies geändert wird - und der angegriffene Teil des Kniegelenks entlastet wird.
Dies wird frühzeitig empfohlen, um der Entwicklung einer Arthrose vorzubeugen. Andererseits ist es in vielen Fällen auch bei bereits fortgeschrittenen Arthrosen möglich, eine endoprothetische Versorgung ("Kunstgelenk") zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. In vielen Fällen ist es die einzige Alternative zur Prothese.
Wir verwenden bei der Achsenkorrektur eine Technik mit individuellem Sägeblock für jeden Patienten. Präoperativ erfolgt eine CT des gesamten Beines zur 3D-Analyse der Fehlstellung und zur Planung der Achskorrektur. Von der Firma Newclip erhalten wir daraufhin eine patientenspezifische Sägeschablone mit der die gewünschte Korrektur der Beinachse sehr präzise erreicht wird und häufige Fehler, im Vergleich zu der Freihand- Technik, vermieden werden können.
Neben der eigentlichen Achskorrektur erfolgt im Rahmen der operativen Versorgung immer auch eine Kniegelenksspiegelung.
Bei hochgradigen Knorpelschäden wird dann ergänzend auch eine Reparatur durchgeführt.
Eine visuelle Veranschaulichung der Umstellungsosteotomie finden Sie in diesem Youtube-Video
Verletzungen am Innen- oder Außenmeniskus können degenerativer Ursache, traumatischer Ursache (Knieverdrehung beim Sport) wie auch Folgen einer Knieinstabilität nach einer Kreuzbandverletzung sein.
Bei der Operation sollte nach Möglichkeit so viel gesundes Meniskusgewebe wie möglich erhalten werden. Das Vorgehen schließt auch eine Wiederherstellung großer abgerissener Meniskusanteile auch in schwierigen Fällen insbesondere bei jungen Patienten ein.
Nach einer Wiederherstellung sind eine Teilbelastung von 4 Wochen und das Tragen einer Knieorthese für 6 Wochen notwendig. In Sonderfällen kann die Implantation eines Meniskus-Implantates erforderlich sein.
Die Ursachen für Knorpelverletzungen sind vielfältig. Sie können isoliert an einer Stelle auftreten, aber auch großflächig das ganze Kniegelenk betreffen. Bei Patellaluxationen oder Kreuzbandrissen kommt es häufig zu akuten Knorpelschäden. Oftmals sind diese auch Begleitverletzungen bei Frakturen (Knochenbrüchen) oder Folge von Meniskusverletzungen und Meniskusverlust. Typischerweise kommt es auch bei Kniegelenksinstabilität (z. B. bei einer nicht therapierten Kreuzbandverletzung) zu Knorpelschäden.
Zur Stabilisierung einer Instabilen Kniescheibe (Patella) stehen mehrere OP-Techniken zur Verfügung. Nicht jeder Patient muss hier mit der größten und aufwendigsten Operation versorgt werden. Neue Studien zeigen zunehmend die genauen Ursachen der Instabilisierung (Luxation) auf, so dass wir nach den entsprechenden Untersuchungen die Operation individuell planen können. Zum Einsatz kommen rein arthroskopische Verfahren zur Raffung des medialen Halteapparates der Kniescheibe bis hin zu Versetzungen der Kniescheibensehnen- Aufhängung und Rekonstruktion des medialen Patello-femoralen Bandes (MPFL). In seltenen Fällen ist die Inkongruenz des patellofemoralen Gelenkes so stark, dass die Form der Gleitrinne, in der die Kniescheibe läuft, angepasst (d.h. vertieft) werden muss. Oft wird bei dieser offenen Operation das MPFL ebenfalls rekonstruiert.
Häufig sind auch überlastungsbedingte Knorpelschäden an der Kniescheibe und dem gegenüberliegenden Gleitlager. Meist kann hier konservative Therapie Linderung verschaffen. Bei größeren Schäden sind auch hinter der Kniescheibe alle knorpelreparative Maßnahmen anwendbar.
Die vordere Kreuzbandruptur (VKB-Ruptur) zählt zu den häufigsten Bandverletzungen am Kniegelenk. Die Verletzungen ereignen sich insbesondere beim Fußball, Handball und beim Skifahren. Aber auch Stürze im Alltag können zur vorderen Kreuzbandruptur führen. Ein erfahrener Arzt kann die Verletzung sicher und zuverlässig durch die klinische Untersuchung diagnostizieren - genauer als mittels einer Kernspintomographie (MRT).
Nach dem Unfall ist das Knie meist geschwollen und in seiner Bewegung eingeschränkt. Wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind, klagen die meisten Patienten über ein Unsicherheits- oder Instabilitätsgefühl im Kniegelenk vor allem bei Drehbewegungen. Patienten mit länger zurückliegender Verletzung berichten hingegen oft über Schmerzen im Kniegelenk. Diese Instabilität (Unsicherheitsgefühl) kann zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen und schwerwiegende Folgeschäden in Form von Knorpelschäden und Meniskusverletzungen nach sich ziehen.
Kreuzbandverletzungen bei Kindern sollten unbedingt operativ versorgt werden, um die drohenden Folgeschäden wie Meniskus- und Knorpelzerstörung zu vermeiden.
Verletzungen am hinteren Kreuzband (HKB-Ruptur) sind seltener als am vorderen Kreuzband und werden leider häufig übersehen. Frische Rupturen sind in der Kernspin-Untersuchung gut zu sehen. Ältere Verletzungen können mit einer gehaltenen Röntgenaufnahmen sicher diagnostiziert werden. Die Verletzungen ereignen sich oftmals bei Verkehrsunfällen im Rahmen eines Knieanpralltraumas („dashboard injury“) sowie bei Motorradunfällen. Knapp die Hälfte der HKB-Verletzungen sind jedoch Folge von Sportverletzungen. Häufig liegen Kombinationsverletzungen vor, die meist die äußere Kniegelenkskapsel mit betreffen. In diesen Fällen ist eine kombinierte Rekonstruktion von hinterem Kreuzband und den peripheren Strukturen notwendig. Meist kommt eine Stabilisierung in modifizierter Larson-Technik zum Einsatz.