Orthopädie II - Wirbelsäulenchirurgie
Skoliose, Wirbelgleiten und Wirbelbrüche
Wirbelsäulendeformitäten und -brüche
Eines der verbreitetsten orthopädischen Krankheitsbilder ist die Skoliose. Es handelt sich dabei um eine dreidimensionale Deformität der Wirbelsäule, die angeboren sein kann und evtl. noch im Wachstumsalter behandlungsbedürftig wird. Die adulte lumbale de-novo-Skoliose entsteht als dreidimensionale Deformität im Erwachsenenalter. Ursächlich sind degenerative Veränderungen, Voroperationen, rheumatische und andere Erkrankungen. Typisches Symptom ist der lumbale, chronische Rückenschmerz. Die Deformität führt im Verlauf zu zentralen Stenosen (Verengungen bzw. Engstellen von Hohlorganen) oder Foraminalstenosen, was zu konsekutiven radikulären, also im Bereich der Nervenwurzeln entstehenden Symptomen führt, die das Krankheitsbild weiter verschlechtern. Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach dem Grad der Deformität, insbesondere aber nach den Beschwerden. Wie oben erwähnt werden nicht selten verschleißbedingte Wirbelsäulenverkrümmungen begleitet von einer schweren Spinalkanalstenose, so dass konservative Therapiemaßnahmen inklusive Vereisungen der Wirbelgelenke keinen hinreichenden Therapieerfolg versprechen.
Wie auch immer die Ursache oder die Begleiterscheinungen der Skoliose ausfallen - nach Wachstumsabschluss ist die Behandlung immer symptomorientiert, da eine sponate Rückbildung der Deformität nicht eintritt. Linderung kann evtl eine Denervierung von Wirbelgelenken bringen. In Betracht gezogen werden müssen in solchen Fällen rekonstruierende und versteifende Wirbelsäulenoperationen, bei denen die verkrümmte Wirbelsäule durch Schrauben und Stäbe stabilisiert wird.
Spondylolisthesis
Wirbelgleiten
Sowohl beim angeborenen Wirbelgleiten, welches vor allem durch eine Bogenschlussstörung auftritt, als auch bei einem verschleißbedingten Wirbelgleiten, kommt es neben einem typischen Instabilitätsschmerz (s.o.) zu Nervendehnungsschmerzen, welche in die Beine ziehen und auch Hautmissempfindungsstörungen oder Lähmungserscheinungen beinhalten können. In einem solchen Fall bleibt meist nur noch die Möglichkeit eines korrigierenden/versteifenden Eingriffs.

Wirbelbruch (Wirbelfraktur)
Ein Wirbelbruch kann die Folge eines schweren Traumas, also beispielsweise eines Verkehrsunfalls, sein. Insbesondere bei vorbestehenden generalisierten Knochenerkrankungen, wie beispielsweise Osteoporose oder Knochenentzündungen, reichen in manchen Fällen auch schon kleinere Belastungen, um einen Wirbelbruch zu verursachen. Solche Wirbelfrakturen sind nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern können unbehandelt auch zu schweren Deformierungen und Anschlussproblemen führen.
Als konservative Behandlungsmethode kommt in solchen Fällen zunächst die Stabilisierung mittels Korsett in Betracht. Verspricht eine solche Herangehensweise wegen der Instabilität der Fraktur keinen Erfolg, ist eine operative Stabilisierung des betroffenen Wirbelkörpers indiziert. Ziel einer solchen Operation ist die Stabilisierung des gebrochenen Wirbels, um einer Verletzung des Rückenmarks vorzubeugen. Erfolgversprechend ist hier die relativ komplikationsarme perkutane Ballonkyphoplastie. Dabei werden links und rechts der Wirbelsäule kleine Ballons im Wirbelkörper platziert. Das Aufblasen dieser Ballons bewirkt, dass sich der Wirbelkörper wieder aufrichtet. Die Ballons werden im Anschluss wieder entfernt und die Lücke in der Wirbelsäule mit Knochenzement geschlossen.
Ein solches minimal-invasives Verfahren ist leider nur für wenige Bruchtypen geeignet. Je nach Schwere der Fraktur werden größere operative Eingriffe inklusive überbrückender Einstufungsoperation bis hin zu Wirbelkörper-Ersatzoperationen notwendig. Leider kommt es bei vielen Wirbelbrüchen zur Verlagerung von Bruchstücken in den Rückenmarkskanal mit entsprechenden Ausfallserscheinungen. In einem solchen Fall muss im Rahmen der stabilisierenden Operation zusätzlich der Rückenmarkskanal dekomprimiert werden.
