Orthopädie I - Endoprothetik, rekonstruktive Hüft- und Kniegelenkchirurgie, Kinderorthopädie
Untergang des Hüftkopf Knorpelbelages
Hüftkopfnekrose
Hüftkopfnekrose – was ist das?
Die Hüftkopfnekrose ist ein nicht-bakterieller (also steriler, nicht infektbedingter) Untergang (Nekrose) des unterhalb des Knorpelbelages des Hüftkopf gelegenen Knochens im Erwachsenenalter, der in Stadien abläuft.
Ursächlich wird eine lokale Durchblutungsstörung angenommen, die, ähnlich wie beim Herzinfarkt zum Absterben des abhängigen Gewebes führt. Die HKN wird auch als "koronare Herzkrankheit der Hüfte" bezeichnet. Im Kindesalter manifestiert sich die Erkrankung als sog. Morbus Perthes mit anderem Verlauf und Behandlungsstrategien.

Bei der HKN des Erwachsenen kommt es zunächst zu belastungsabhängigen und/oder Ruheschmerzen. Im Verlauf kann der abgestorbene Knochen unterhalb des Gelenkknorpels einbrechen und eine erhebliche Schmerzverstärkung verursachen. Im Endstadium der Erkrankung ist der ursprünglich rund und glatt aussehende Hüftkopf eingebrochen und der Knorpel aufgebraucht, was zum (frühen) Verschleiß (Coxarthrose, in diesem Fall aufgrund einer HKN) führen kann.
Wo kommt es her?
Grundsätzlich lässt sich eine posttraumatische (nach Verletzung) von einer nichttraumatischen Form (ohne Verletzung) unterscheiden.
Posttraumatische Form
Die Blutversorgung des Hüftkopfes wird (verletzungsbedingt) gestört. Möglich kann dies werden nach Oberschenkelhalsbruch, nach Ausrenken des Gelenkes oder (selten) nach schweren Stürzen.
Nichttraumatische Form
Die Blutversorgung des Hüftkopfes wird ohne Unfall gestört. In 80% der Fälle lassen sich Grunderkrankungen und sog. Risikofaktoren herausarbeiten, die für die Erkrankung verantwortlich gemacht werden. Es sind dies
Grunderkrankungen
- Cortisontherapie (bei z.B. internistischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale, rheumatischen Erkrankungen,...)
- Sichelzellanämie (eine Aufbaustörung der roten Blutkörperchen, die vor allem in Afrika vorkommt; hierbei verklumpen die Blutkörperchen aufgrund der Sichelform leicht und führen u.a. zu kleinen Gefäßverschlüssen; Vorteil der Erkrankung ist, dass diese Menschen seltener an Malaria erkranken)
- Systemischer Lupus erythematodes (eine Autoimmunerkrankung)
- Caissonkrankheit (sog. „Taucherkrankheit“; wartet der Taucher beim Auftauchen nicht die sog. Dekompressionsphasen ab, löst sich das im Blut gelöste Gas beim Auftauchen zu schnell aus dem Blut und kann u.a. zu Gefäßverschlüssen führen)
- Morbus Gaucher (eine vererbbare Stoffwechselkrankheit, bei der es aufgrund eines Enzymdefektes zur krankhaften Speicherung von Stoffwechselprodukten kommt; mittlerweile Enzymersatztherapie möglich)
- Blutgerinnungsstörungen
Risikofaktoren
- Alkoholmissbrauch
- Fettstoffwechselstörungen
- HIV-Infektion
- Schwangerschaft
- Bestrahlung (z. B. bei bösartigen Tumoren hüftgelenknah)
Die Verteilung Männer (M) zu Frauen (F) ist M/F = 4/1.
Die Altersverteilung liegt zwischen dem 30. und 60.-Lebensjahr.
In 30% bis 70% der Fälle kommt es zu einem beidseitigen Befall.
Was kann man tun? Brauche ich sofort eine Prothese?
Die Behandlung der Erkrankung hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist es, den Grund für die HKN zu (er-)kennen, da die Prognose von der Grunderkrankung, den Risikofaktoren und der mechanischen Belastung des Gelenkes beeinflusst wird.
Entscheidend ist das Stadium der Erkrankung.
Entsprechend einer internationalen Einteilung der ARCO (Association Research Circulation Osseus), die fünf Stadien beschreibt (0 bis IV), wird in Abhängigkeit von Größe, Ausdehnung und Lage des Nekroseareales das entsprechende Behandlungskonzept festgesetzt.
Eine Sonderform nimmt das sog. Knochenmark-Ödem-Syndrom (KMÖS) ein, welches auch als transitorische Osteoporose der Hüfte bekannt ist.
Wichtig ist hierbei, dass eine Heilung, d.h. der Umbau des kranken Knochens in gesunden, voll belastungsfähigen Knochen, bis zum Stadium I prinzipiell möglich ist. Hierauf fußt die Entscheidung, ob prinzipiell gelenkerhaltend behandelt werden kann.
Weitere Informationen zur Diagnostik einer Hüftkopfnekrose